Die Heiligkeit Gottes (R. C. Sproul)
- Miri Vedder
- 23. Okt. 2020
- 3 Min. Lesezeit

Heilig, Heiligkeit, Heiligung…?
Ein Wort, das nur selten benutzt wird, mit dem nicht-religiöse Menschen nichts anfangen können und Gläubige nicht unbedingt viel mehr. Was bedeutet es, wenn wir sagen, dass Gott “heilig” ist? Wir wissen, es muss irgendwas Großes sein, und es ist ein Wort, das meistens Gott vorbehalten wird. Ach ja, und dann gibt es noch irgendwas, das “Heiligung” genannt wird, und das irgendwas mit uns Menschen/Christen zu tun hat.
Das war so ungefähr mein Wissensstand vor einem Jahr. Und dann erweiterte sich mein Verständnis erst durch ein gutes Gespräch, aus dem einer meiner ersten Poetry Slams entstand (“Heilig”), und schließlich durch das Lesen des Buches “Die Heiligkeit Gottes” von R. C. Sproul.
Weshalb ist es so wichtig, diese “Wissenslücke” zu schließen? Sproul sagt dazu folgendes:
»Dem heiligen Gott können wir nicht entfliehen. Es gibt keinen Platz im Universum, an dem wir uns vor ihm verbergen könnten. Er ist überall da. Deshalb müssen wir verstehen lernen, was der Begriff Heiligkeit bedeutet. Wir können es uns nicht leisten, darauf zu verzichten. Wir können Gott nicht in rechter Weise dienen, wir werden kein geistliches Wachstum erleben, nicht wirklich gehorsam sein können, wenn wir nicht wissen, was Heiligkeit ist. Heiligsein definiert das Ziel des Christen. Gott hat dazu in seinem Wort Folgendes gesagt: “Seid heilig, denn ich bin heilig” (3Mo 11,44.45; vgl. 1Petr 1,16). Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir verstehen, was Heiligkeit ist.« (S. 22)
Heilig – Definition
Sproul macht sich in seinem Buch an die umfangreiche Aufgabe, dem Leser die Bedeutung der Aussage “Gott ist heilig” ein bisschen näher zu bringen. Er behauptet nicht, alle Antworten zu haben: »Bis heute fesselt mich die Frage nach der Heiligkeit Gottes noch immer« (S. 20), doch er gibt sein auf biblischen Berichten und Aussagen gegründetes Verständnis weiter.
Was bedeutet denn jetzt genau heilig? Manche haben wohl mehr oder weniger vage Konnotationen im Kopf: Vollkommen. Allmächtig. Sündlos. Rein. Und ja, all diese Aspekte haben wohl etwas mit dem Begriff zu tun - aber sie sind noch nicht alles.
Die Grundbedeutung des Wortes heilig ist “abgesondert”. Wie ist das zu verstehen?
»Wenn die Bibel Gott als heilig bezeichnet, so bedeutet das nicht allein, dass er vollkommen gerecht ist, sondern ebenso, dass er weit über unserem Erfahrungsbereich steht und auch in dieser Hinsicht völlig von uns getrennt ist. Er ist so viel höher als wir, dass er uns von seinem Wesen her völlig fremd ist. Heilig zu sein, bedeutet, anders zu sein, anders auf ganz spezielle Weise.« (S. 45)
Heiligkeit und Sünde
Ein erneuertes Verständnis von der Heiligkeit Gottes bringt ein “neues, radikales Verständnis von [der eigenen] Sünde” (S. 37) mit sich – wie auch Petrus es in Lukas 5,8 erfuhr:
„In diesem Augenblick erkannte Petrus, dass er sich in der Gegenwart des Heiligen, des Sohnes Gottes, befand. Er war höchst beunruhigt und erschrocken. Seine erste Reaktion war ein Zeichen höchster Ehrerbietung – er fiel vor dem Meister auf die Knie. Aber statt etwa zu sagen: »Herr, ich bete dich an. Ich verherrliche dich!«, sagte er: »Bitte, gehe hinweg von mir, ich kann es nicht ertragen!« (S. 61)
Mein Fazit
Ich muss mich zurückhalten, um hier nicht das halbe Buch in Zitatform wiederzugeben. Sproul schreibt darin so viel Gutes. Er behandelt nicht lediglich die Definition des Begriffes „Heiligkeit“, sondern geht auch schwierigen Fragen rund um das Wesen Gottes nach – warum scheint Gott im AT so wenig gnädig zu sein? Wie passen seine vollkommene Gerechtigkeit und große Gnade zusammen? Was ist, wenn sein Handeln wirklich ungerecht wirkt – wie zum Beispiel bei Ussa, Nadab und Abihu, Ananias und Sapphira?
Wie vollkommen Gottes Gerechtigkeit, wie unfassbar groß seine Gnade und wie schrecklich meine eigene Sünde ist, habe ich durch dieses Buch ein bisschen besser verstehen gelernt.
»Die Aufgabe, die dem Menschen von Anfang an zugedacht war, besteht darin, die Heiligkeit Gottes zu bezeugen und seine Ebenbildlichkeit darzustellen. Wir sind geschaffen, um seine Heiligkeit widerzuspiegeln und um seine Repräsentanten zu sein.« (R. C. Sproul: Die Heiligkeit Gottes, S.129)
Du findest das Buch auch als PDF zu lesen unter: https://www.leseplatz.de/media/pdf/0d/40/75/256371.pdf
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