Was ich auf meiner Suche nach dem “richtigen” Beruf gelernt habe
- Miri Vedder
- 18. Aug. 2020
- 3 Min. Lesezeit

Ich hab in meinen jungen Jahren schon einige Seminare durchlaufen und dutzende Tests gemacht, die mir allesamt helfen sollten, den perfekten Beruf für mich zu finden. Und immer wieder blieb ich davon unüberzeugt, verwirrt, frustriert zurück.
Der “Finde deinen Traumberuf in 10 Minuten”-Test lieferte mir Ergebnisse, die einfach nicht in Frage kamen. Das stundenlange “Der perfekter Beruf für dich”-Prozedere gab mir zwanzig Resultate, die von Museumsdirektor über Blumenverkäufer bis hin zu Jugendreferent gingen (true story!).
Die meisten Berufsorientierungsseminare oder Berufsfindungstests klappern immer wieder genau die gleichen drei bis vier Punkte ab, aus der Summe oder Schnittstelle derer man dann ein persönliches, perfektes Ergebnis erzielen soll:
Meine Persönlichkeit
Meine Begabungen, Fähigkeiten
Meine Wünsche & Träume
Evtl.: Meine Geschichte
Mein Ergebnis?
Meine zutiefst introvertierte Persönlichkeit scheint nicht mit meiner Eignung für soziale Berufe zusammenzupassen. Meine künstlerischen Begabungen und Träume stehen im vollkommenen Kontrast zu meinem Organisationstalent. Und meine Geschichte, mein bisheriger Lebenslauf? Das deutet sowieso nochmal in eine ganz andere Richtung.
Nach dem letzten solchen Seminar hatte ich endgültig die Nase voll. Aber auch nicht meinen Traumberuf gefunden.
Hab ich im Übrigen immer noch nicht.
Weil weißt du, was ich glaube? Ich glaube, es gibt gar nicht den einen, perfekten Beruf für mich.
Es ist nicht falsch, sich Gedanken über seine Zukunft zu machen. Über diese drei, vier Punkte nachzudenken. Ich glaub, da ist viel Wahres dran, dass man einen passenden Beruf finden kann, wenn man diese Aspekte bedenkt.
Aber man muss sich darüber nicht verrückt machen. Und ja, ich weiß, das ist einfacher gesagt als getan, wenn man sich dem Schulabschluss nähert oder nur noch ein paar Wochen bis Bewerbungsschluss hat. Wenn man immer noch keine Antwort auf diese leidige Frage hat: “Und, was machst du danach?”
Und dann kommt bei uns Christen noch ein weiterer Aspekt hinzu: Was ist denn überhaupt Gottes Wille, Gottes Plan für mein Leben? Will er, dass ich diesen Beruf ergreife? Oder lieber doch jenen?
Gott, was willst du?
Gott…? Ich hör dich nicht.
Hey Gott, langsam wird’s dringend… Was willst du denn jetzt, das ich mache? Was ist dein Plan für mein Leben?
Gott! Warum antwortest du mir nicht? Ich müsste jetzt echt mal ne Entscheidung treffen…!
Ging dir das auch schonmal so?
Soll ich dir was verraten? Nur den wenigsten Menschen sagt Gott in einem Traum oder einer Vision, welchen Beruf sie ergreifen sollen.
Bei einigen Menschen läuft es so, dass sie sich - nach viel Beten und Nachdenken - für eine Ausbildung oder ein Studium entscheiden, und dann landen sie zehn Jahre später doch in einem ganz anderen Job. Und ist das schlecht? Ist da dann etwas schief gelaufen? Nein! Ganz und gar nicht.
Das Leben verläuft nicht einfach geradlinig. Da sind Kurven drin, manchmal nur leichte Biegungen, manchmal echte Haarnadelkurven. Sei es, dass man nach dem Abitur statt des geplanten Auslandsjahres doch ein FSJ im Inland macht. Oder dass man nach der absolvierten Ausbildung doch noch studiert, statt gleich in den Berufsalltag einzusteigen. Oder, oder, oder.
Aber Gott hat das alles im Blick. Er hat alles in seiner Hand. Und wir können ihm vertrauen, wenn es in Römer 8,28 heißt:
Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.
Zum Besten dienen… Sofort und unmittelbar? Nein. Aber alle Dinge.
Zwei Gedanken will ich dir noch weitergeben, die für mich diesen unerträglichen Druck aus Entscheidungen ein bisschen rausnehmen.
Erstens:
Wer bin ich, dass ich denke, dass irgendetwas, was ich tue, oder irgendeine Entscheidung, die ich treffe, den vollkommenen Plan des allmächtigen Gottes stören könnte?
Und zweitens, weil ich oft Sorgen habe, dass ich Gottes Flüstern (vgl. 1. Könige 19,12) nicht höre:
Wenn Gott mir etwas sagen will, dann kann ich auch darauf vertrauen, dass er es so sagt, dass ich es höre.
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